Europameisterschaft in Belgien 1972

Der zweite Anlauf der deutschen Nationalelf auf den EM-Titel begann mit einem Schock. Schon wieder hieß der Gruppengegner Albanien. Und der WM-Dritte von Mexiko 1970 startete mit einem 1:1 gegen die Türkei in Köln in die Qualifikation, aber am Ende reichte ein 0:0 gegen Polen in Hamburg zum Einzug ins Viertelfinale. Die DDR überstand als Gruppendritter hinter Jugoslawien und den Niederlanden die Vorrunde nicht.

Und dann kam der Tag der Revanche

Sechs Jahre nach der unglücklichen Niederlage im WM-Finale gegen England standen sich die Bundesrepublik Deutschland und die Briten in Wembley erneut gegenüber. Diesmal im EM-Viertelfinale. Und das ersatzgeschwächte deutsche Team schaffte die Sensation und sorgte mit dem 3:1 für den ersten BRD-Sieg im Wembley-Stadion. Eine große Mannschaft war geboren, der Weg zum ersten kontinentalen Titel frei.

Von Beginn an bestimmte die Mannschaft von Bundestrainer Helmut Schön das Spielgeschehen. Dreh- und Angelpunkt im deutschen Spiel war Mittelfeldregisseur Günter Netzer, der heutige ARD-Fußballexperte. Nach 28 Spielminuten war es dann soweit, nach einem Lattenschuss von Netzer und dem Nachschuss von Jupp Heynckes, staubte Gerd Müller zur Führung ab. Nach dem Wechsel krönte zunächst Netzers „Wasserträger“, Herbert „Hacki“ Wimmer, in der 52. Minute seine glänzende Leistung mit dem Treffer zum 2:0, ehe Müller sechs Minuten später mit seinem zweiten Treffer für den 3:0-Endstand sorgte. Der erste von bislang drei EM-Titeln war unter Dach und Fach.

Das deutsche Team

Franz Beckenbauer (Bayern München), Michael Bella (MSV Duisburg), Rainer Bonhof (Borussia Mönchengladbach), Paul Breitner (Bayern München), Jürgen Grabowski (Eintracht Frankfurt), Jupp Heynckes (Borussia Mönchengladbach), Uli Hoeneß (Bayern München), Horst-Dieter Höttges (Werder Bremen), Wolfgang Kleff (Borussia Mönchengladbach), Horst Köppel (Borussia Mönchengladbach), Erwin Kremers (Schalke 04), Hannes Löhr (1. FC Köln), Sepp Maier (Bayern München), Gerd Müller (Bayern München), Günter Netzer (Borussia Mönchengladbach), Georg Schwarzenbeck (Bayern München), Berti Vogts (Borussia Mönchengladbach), Herbert Wimmer (Borussia Mönchengladbach)

Für eine Sensation sorgte auch „Fußballzwerg“ Belgien

Die „Roten Teufel“ warfen in der Runde der letzten Acht Titelverteidiger Italien aus dem Rennen und erreichten durch dieses Glanzstück die Endrunde der besten vier europäischen Teams. Doch der Sieg über die „Squadra Azzurra“ war teuer erkauft, Belgiens Mittelfeldstratege Wilfried Van Moer fiel mit einem Beinbruch für das Halbfinale gegen Deutschland aus. Die Sowjetunion (zum vierten Mal in der Endrunde) und Ungarn komplettierten das Feld.